Kunstflug…!!!

Hallo Zusammen, ich weiss es ist viel zu lesen aber es lohnt sich!

Wollt Ihr auch ein Kunstflugmodell, welches wie auf Schienen liegt und nicht in jeder Figur aus der Achse läuft?! Konzentriert Euch lieber auf die anspruchsvollen Kunst - und Wendefiguren, als aufs Korrigieren.

Aus dem folgenden Bericht entnehmt Ihr die erlösenden Einstellungen zum Erfolg.

Grundsätzlich sind die genauen Einstellungen immer durch Erfliegen in der Praxis zu ermitteln. Damit sie die Fluglage des Modells jederzeit sehen können, sollten sie sich zwei bis drei sonnige und nahezu windfreie Tage aussuchen. Fliegen sie das Modell so an sich vorbei, dass sie die Sonne immer im Rücken haben, so werden sie niemals geblendet und können das Verhalten des Flugzeugs in allen Fluglagen genau beurteilen. Ziehen Sie einen Modellflug- Kollegen zur Hilfe bei.


1. EWD ( Einstel – Winkel - Differenz ) einstellen


Nachdem die Ruderreaktionen auf die Steuergewohnheiten des Piloten abgestimmt, das Modell um die Längsachse ausbalanciert und der Schwerpunkt grob eingestellt sind, geht es der EWD an den Kragen. Dazu wird das Modell von rechts nach links in etwa 100 Meter Höhe angeflogen. Befindet sich das Modell vor ihnen, wird der Motor gedrosselt und das Modell in einen senkrechten Sturzflug gebracht. Mindestens 50 Meter sollte es im Sturzflug nach unten gehen. Fällt das Modell die gesamte Strecke senkrecht nach unten, dann ist die EWD fürs erste in Ordnung. Bei zu viel EWD bricht das Modell in Richtung Cockpit aus, bei zu wenig EWD in Richtung Fahrwerk.
Es gibt mehrere Möglichkeiten die EWD nachträglich zu modifizieren. Ist bei einem Mittel- oder Tiefdecker die Tragfläche über ein zentrales Steckrohr am Rumpf befestigt, dann fällt es nicht schwer, die beiden Flächenhälften in die gewünschte Richtung zu verdrehen- vorausgesetzt, es ist keine Profilanformung vorhanden. Bei einer durchgehenden Tragfläche ist es angebracht, das Höhenleitwerk über ein zentrales Steckrohr zu montieren, denn auch mit dem Höhenleitwerk kann man bekanntlich die EWD beeinflussen. Kunstflug- Doppeldecker sollte man mit einem gesteckten Höhenleitwerk ausrüsten, da beide Flügel fest mit Rumpf und Baldachin verschraubt sind. So kann man jederzeit die EWD durch Verdrehen des Höhenleitwerks einstellen.


Am einfachsten läßt sich die EWD auf den korrekten Wert einstellen, wenn das Höhenleitwerk als Pendelruder ausgeführt ist. Doch weder in der bemannten Kunstfliegerei noch im Modellkunstflug konnte sich das Pendelruder       durchsetzen.



2. Schwerpunkt einstellen


Bis jetzt ist der Schwerpunkt nur grob ermittelt, und zwar nach der Methode: Das Modell bei etwa 30 Prozent der Flügelmittellinie aufhängen; zeigt die Schnauze ein wenig nach unten, dann stimmt der Schwerpunkt schon irgendwie. Selbst ein sauber gebautes Modell, dessen Schwerpunkt nur so grob eingestellt ist, kann seine Kunstflugfähigkeiten wohl kaum entfalten.
Deshalb muß die exakte Schwerpunktlage erflogen werden. Geben sie etwa 50 % bis 75 % Gas und rollen sie das Modell auf den Kopf. Fliegt der Vogel nur mit viel Tiefenruder geradeaus, dann ist der Flieger kopflastig und benötigt mehr Gewicht im Schwanz. Entweder entfernen sie Trimmblei aus der Schnauze oder verschieben den Akku nach hinten. Es kann jedoch auch eine andere Situation eintreten: Mit neutralem Höhenruder fliegt das Modell auf dem Kopf und steigt nach oben weg (2. Fall): Jetzt ist die Kunstflugmaschine geringfügig schwanzlastig und benötigt Blei in der Nase.
Richtig ist der Schwerpunkt eingestellt, wenn das Modell auf dem Kopf mit neutralem Höhenruder oder ganz wenig Tiefenruder geradeaus fliegt.

3. Modell lernt den Geradeausflug


Grundvoraussetzung für ein Kunstflugmodell ist, daß es von selbst geradeaus fliegt. Nur dann kann sich der Pilot voll aufs Wendefigurenprogramm konzentrieren und muß nicht ständig das Eigenleben des Flugmodells ausbügeln.
Bisher ist das Modell nur statisch um die Längsachse ausbalanciert: Dazu wurde es vor dem Erstflug am Schwanzende unterstützt und am Spinner hochgehoben. Selbstklebende Bleigewichte im Randbogenbereich sorgen dafür, daß der Flieger nicht auf einer Seite den Flügel hängen läßt. Im Flug wirken jedoch auch dynamische Kräfte auf das Flugzeug. Zum einen drückt die Wirbelschleppe des Propellers auf das Seitenleitwerk, und zum anderen macht sich das Drehmoment des Motors bemerkbar. Deshalb kann man das Modell nur im Flug exakt um die Längsachse ausbalancieren.
Geben sie etwa 50 % bis 75 % Gas und halten sie für mindestens zehn Sekunden alle Ruder in der Neutralposition. Dreht dabei ein Flügel nach oben weg, dann muß an dessen Randbogen ein Gewicht angebracht werden.- Nehmen sie sich für das Ausbalancieren um die Längsachse viel Zeit. Geben sie sich erst zufrieden, wenn das auf den Kopf gerollte Modell bei neutraler Ruderstellung absolut geradeaus fliegt und sich nicht aus der Rückenlage herausrollt.

4. Motor- Seitenzug einstellen


Das Wendefigurenprogramm ist vollgespickt mit senkrechten Steigpassagen. Man denke nur an die vielen Humpty- Bumps, Quadrat- Loops, den hohen Hut und auch das Männchen. Alle diese Figuren werden während des senkrechten Steigflugs mit Rollen oder Punktrollen geflogen- beim Männchen ist es sogar eine 8- Punkt Rolle in der senkrechten Aufwärtspassage. Solche Figuren kann man nur mit leichtgewichtigen und stark motorisierten Kunstflugmodellen fliegen. Bei so viel Motorpower müssen Seitenzug und Motorsturz genau eingestellt sein; nur dann fliegt das Modell horizontal und vertikal geradeaus.


Zunächst erfliegen sie den richtigen Seitenzug des Motors. Fliegen sie das Modell mit Vollgas in horizontaler Fluglage von rechts nach links. Die Flughöhe sollte niedrig sein- etwa 20 Meter Höhe sind genau richtig. Ist das Modell vor ihnen, ziehen sie es in einem engen Bogen senkrecht nach oben und fliegen unmittelbar danach eine viertel Rolle nach links. Wie die Illustration zeigt, sehen sie jetzt auf das Cockpit des nach oben schießenden Modells. Bricht ihr Flugzeug nach links aus, dann kann der Motor mehr Seitenzug vertragen. Schert hingegen das Flugzeug nach rechts aus, dann hat der Motor zu viel Seitenzug nach rechts. Verstellen sie den Seitenzug des Motors so lange, bis das Modell im senkrechten Steigflug weder nach links noch nach rechts ausbricht. Erst dann können sie diesen Punkt abhaken.

5. Jetzt kommt der Motorsturz an die Reihe


Fliegen sie abermals das Modell mit Vollgas in horizontaler Fluglage von rechts nach links. Auch hier sollte die Flughöhe nur etwa 20 Meter betragen. Ist das Modell vor ihnen, ziehen sie es in einem engen Bogen senkrecht nach oben. Wie die Illustration zeigt, sehen sie jetzt ihr Modell in der Seitenansicht. Bricht das flugzeug nach unten, also in Richtung Fahrwerk aus, dann hat der Motor zu viel Sturz. Schert ihr Flieger hingegen nach oben, also in 'Richtung Cockpit aus, dann muß der Motorsturz vergrößert werden. Verstellen sie den Motorsturz so lange, bis das Modell im senkrechten Steigflug weder nach oben noch nach unten ausbricht.-Bis Motorsturz und Seitenzug exakt stimmen, fließt der Inhalt mehrerer Tanks durch den Vergaser.


6. Der Geradeausflug

Nach den zuvor beschriebenen Einstellungen fliegt das Modell bei horizontalen und vertikalen Flugmanövern schon recht gut geradeaus. Aber gut ist noch lange nicht gut genug, denn optimaler Geradeausflug ist die Grundvoraussetzung für exakten Kunstflug: Fliegt man zum Beispiel mit horizontal ausgerichtetem Flügel in einen Innen- oder Aussenlooping, dann kommt das Modell auch wieder exakt horizontal ausgerichtet aus der Kunstflugfigur heraus.


Bisher wurde das Modell nur statisch um die Längsachse ausgewogen. Sie erinnern sich: Den Schwanz unterstützen, am Spinner hochheben und am Randbogen so viel Gewicht anbringen, bis der Vogel die Balance hält. Beim Kunstflug wirken jedoch auch dynamische Kräfte auf das Modell ein, die auf das Flugverhalten einen großen Einfluss haben.


Im Rumpf sind schwere Komponenten wie Motor, Krümmer, ein oder zwei Resorohre sowie Empfänger- und Zündakku eingebaut. Auch ein voller Tank bringt ganz schön Gewicht auf die Waage. Leider üben diese schweren Brocken bei hohen G-Belastungen ein Moment auf unser Kunstflugmodell aus und drehen es aus den Kunstflugfiguren. Besondere Übeltäter sind modifizierte Motore aus Kettensägen mit nur einem Zylinder: Wegen der asymmetrischen Bauweise dieser Zerknalltreiblinge liegt der Motorschwerpunkt weit entfernt von der Rumpfmittellinie. Und das wirkt sich bei hohen G- Belastungen abermals negativ auf das Flugverhalten aus. Folgende Flugfigur soll das verdeutlichen: Fliegen sie einmal mit ihrem Modell drei oder vier gezogene und deckungsgleiche Loopings hintereinander. Bewegt sich der Flieger bei neutralem Quer- und Seitenruder auf einer Korkenzieherbahn von ihnen weg oder auf sie zu, dann ist noch einiges an Feinabstimmung nötig.


Obwohl die englische Fachliteratur ausführlich auf das soeben beschrieben Problem eingeht, kann man hierzulande kaum etwas darüber lesen. In der englischen Literatur oder im Internet finden sie mit Suchbegriffen wie wing walk, heavy wing effect oder muffler effect, weiter Informationen zu einem wichtigen Kunstflugproblem, das bei uns hier gern unter den Teppich gekehrt wird. Damit genug der Theorie- jetzt wird aufgetankt und gestartet.
Fliegen sie das Modell im Horizontalflug von recht nach links mit etwa 50 bis 75 Prozent Gas an. Querruder und Seitenruder müssen absolut neutral sein, und der Flieger darf keinen Flügel hängen lassen (Querruder), noch um die Hochachse gieren (Seitenruder). Befindet sich das Modell vor ihnen, also in der Mitte des Flugfensters, dann fliegen sie ein gezogener Looping. Der Durchmesser des Loops sollte bei einem F3A- Modell (10- bis 20-cm3 Klasse) etwa 50 Meter sein; bei einem F3A-X- Modell sind 80 bis 100 Meter ein guter Wert. In der Abwärtspassage des Loops wird das Gas nicht zurückgenommen: Der Flieger soll beim Abfangen schnell sein, damit eine ordentliche G- Belastung zustandekommt. Läßt das Modell nun zum Beispiel den rechten Flügel nach dem Looping hängen, dann verträgt die linke Flügelspitze mehr Gewicht. Geben sie sich erst zufrieden, wenn das Modell gerade aus dem Loop herauskommt.



7. Querruder-Differenzierung


Bei der Vierpunkt-, der Achtpunkt- und der langsamen Rolle kommt es auf die Querruder-Differenzierung an. Viele Modellpiloten fliegen diese drei Figuren ganz ohne Differenzierung der Querruder. Kommt beim Rollen um die Längsachse das Flugmodell etwas von der Bahn ab, dann korrigiert ein erfahrener Pilot mit Seiten- und Höhenruder- so als wäre das ein Kinderspiel. Mit der Querruder- Differenzierung kann sich aber jeder Newcomer das Leben beim Modellkunstflug erleichtern: Meist ist beim Rollen um die Längsachse keine Korrektur nötig, da das Modell von sich aus geradeaus fliegt und nicht vom Kurs abkommt.


Zur Ermittlung der Querruder- Differenzierung fliegen sie das Modell von rechts nach links mit etwa 50 % bis 75 % Gas und in etwa 50 Meter Höhe an. Fliegen sie drei Rechtsrollen, die zusammen etwa sechs bis neun Sekunden dauern- also zwei bis drei Sekunden pro Rolle. Bricht das Modell dabei nach rechts aus, dann benötigt es mehr Querruder- Differenzierung. Weicht hingegen das Flugzeug während de drei Rechtsrollen nach links aus, dann sind die Querruder zu stark differenziert. Mischen sie im Sender so viel Differenzierung bei bis die Rollachse gerade verläuft.


Anschließend wird de Spieß umgedreht: Jetzt werden bei 50 % bis 75 % Gas drei Linksrollen hintereinander geflogen. Bricht das Modell nach links aus, dann kann es mehr Querruder- Differenzierung vertragen. Weicht der Kunstflieger nach rechts vom Kurs ab, dann muß die Querruder- Differenzierung zurückgenommen werden. Meist muß jedoch bei der Kursabweichung zwischen den Links- und Rechtsrollen ein Kompromiß gefunden werden.

8. Optimale V- Form erfliegen


Die optimale V- Form ist vor allem bei Kunstflug- Tiefdeckern wichtig. Modellpiloten, die einen Mitteldecker wie die „Extra 300„ oder einen Doppeldecker der Type „Ultimate„ fliegen, müssen sich über die V- Form des Flügels nicht den Kopf zerbrechen: Diese Flugmodelle haben Null Grad V- Form, benötigen im Messerflug kaum Seiten- oder Höhenruder und drehen sich auch nicht heraus.


Fliegen sie das Modell wiedermal von rechts nach links mit inzwischen schon bekannten

50 % bis 75 % Gas und auch in 50 Meter Höhe. Rollen sie das Flugzeug nach links in den Messerflug und halten sie es mit ganz wenig Höhen- und Seitenruder für mindestens zehn Sekunden in dieser Fluglage. Das Querruder darf nicht mehr betätigt werden, sobald die Messerfluglage erreicht ist. Dreht sich das Kunstflugmodell nach links aus dem Messerflug, dann benötigt es weniger V- Form im Flügel.


Zur weiteren Kontrolle der exakten V- Form fliegen sie jetzt das Modell von links nach rechts an. Rollen sie das Flugzeug nach rechts in den Messerflug und halten sie es abermals für mindestens zehn Sekunden in der Messerfluglage. Das Querruder muß in der Neutralstellung bleiben, sobald das Modell die Messerfluglage erreicht hat. Dreht sich der Flieger nach links aus dem Messerflug, dann benötigt er mehr V- Form im Flügel.

9. Höhenruder abstimmen


Obwohl das Kunstflugmodell um die Längsachse perfekt ausgewogen und optimal für den Geradeausflug getrimmt ist, macht es bei Loopings und Humpty- Bumps noch eine ganz leichte Rollbewegung. Mit den im dritten und vierten Schritt beschriebenen Einstellarbeiten läßt sich das letzte Quentchen Eigenleben nicht austreiben.


Fast immer ist das Höhenruder der Übeltäter. Um dem Problem auf die Schliche zu kommen, werden hintereinander ein gezogener Looping, gefolgt von einer halben Rolle und aus dem Rückenflug dann ein gedrückter Looping geflogen. So kann man sehr gut beobachten, ob die beiden Höhenruderservos gleich schnell laufen und/oder die Ruderausschläge der beiden Höhenruderblätter gleich groß sind. Schleichen sich bei der Höhenruderanlenkung mechanische Ungenauigkeiten ein, dann entsteht bei gezogenen und gedrückten Kunstflugfiguren eine nicht erwünschte Rollbewegung.


Bei F3A-X Modellen werden die beiden Höhenruderservos oft unter dem Höhenleitwerk in die Rumpfseitenwand eingebaut. An dieser Stelle sind viele GFK- Rümpfe nicht als Sandwich ausgeführt. Fehlt der Stützstoff um das Servo herum, dann verbiegt sich die Rumpfseitenwand bei einem hohen Ruderdruck. Deshalb schlagen die Höhenruderblätter verschieden stark nach oben un unten aus, und das Kunstflugmodell entwickelt bei gezogenen und gedrückten Figuren Eigenleben- es beginnt zu rollen. Hier hilft nur eines: Der Rumpf muß am Schwanzenden mit ein Balsaleisten ausgesteift werden.
Um herauszufinden, ob die Höhenruderblätter bei Neutralstellung in einer Ebene liegen, ob sie verschieden stark ausschlagen oder ob die Stellzeiten beider Höhenruderservos identisch sind, müssen sie wieder mal den Motor anwerfen und starten. Fliegen sie das Modell dann von rechts an, fliegen sie mit neutralem Querruder einen gezogenen Looping. Rollen sie jetzt das Modell auf den Kopf und fliegen sie mit neutralem Querruder einen gedrückten Looping. Rollt das Kunstflugmodell sowohl beim gedrückten Looping in die gleiche Richtung, dann liegen die beiden Höhenruderblätter nicht in einer Ebene. Das heißt, ein Ruderblatt schaut etwas nach oben oder nach unten. Dadurch wirkt das Höhenleitwerk wie ein Querruder und bringt das Kunstflugmodell vom Kurs ab.


Rollt das Modell beim gezogenen Looping zum Beispiel nach links und beim gedrückten Looping nach rechts, dann schlägt ein Höhenruderblatt mehr aus als das andere. Dieser Effekt tritt meist dann auf, wenn die Höhenruderservos verschiedene Stellzeiten aufweisen oder wenn- wie zuvor beschrieben- bei der Kraftübertragung vom Servo zum Höhenruderblatt irgendwelche Verbiegungen auftreten und den Ruderausschlag verfälschen.


Der Kunstflugeinsteiger sollte auf jeden Fall die Schritte 1-5 vornehmen
Die weitergehenden Maßnahmen sind dann schon für den Fortgeschrittenen gedacht.